Als das Nord-Derby noch ein Top-Spiel war ...

21.11.14 Unknown 0 Comments

Hamburg gegen Bremen. Bei jedem deutschen Fußballfan schrillen bei diesen zwei Teams sofort die Derby-Glocken, vollgepackt mit Erinnerungen an Kung-Fu-Kicks, fliegende Handy-Akkus oder spielentscheidende Papierkugeln. Am Sonntag kommt es in Hamburg zu Ausgabe 117 des Nordderbys. Doch dass wir hier von Top-Spiel weit entfernt sind zeigt nicht nur, dass es nicht am Samstag Abend kommt (das bwin-Topspiel ist nämlich Köln gegen Hertha), sondern vielmehr der Tabellenplatz. Doch das war nicht immer so, ein kleiner Blick nach hinten genügt. Die Dritte Halbzeit reckt den Hals.

Es war einmal ... vor nur fünf Jahren

Es ist schon überraschend wie kurz man in der Zeit zurückgehen muss, um ein Nordderby zu finden, in welchem zwei Top-Teams aufeinandertrafen. In der Saison 2009/2010 war am Spieltag 34 Derby-Time. Und dieses Spiel war nicht nur aus geografischen Gründen spannend.

Die Ausgangssituation
Der Hamburger SV musste in Bremen siegen, um rechnerische Chancen auf die Europa League zu behalten. Den Bremern reichte für die Champions-League-Qualifikation de facto ein Unentschieden. Es war also ein Spiel, in dem es richtig um etwas ging. Um Prestige, internationale Startplätze und - natürlich - jede Menge Geld.
Tore und Vorlagen: Pizarro und Özil waren die Prunkstücke der Bremer Offensive
Das Spiel
Nach einigen Startschwierigkeiten in der Offensive fanden vor allem die Bremer in der zweiten Hälfte besser ins Spiel. Zuvor übten vor allem die Rothosen massiven Druck auf die Hintermannschaft von Thomas Schaaf, doch Keeper (Wrestler?) Tim Wiese hielt mit Glanztaten seinen Kasten sauber.
In der 58. Minute war es dann so weit: nach einem steilen Pass in den Strafraum sorgt Claudio Pizarro für einen wahren Augenschmaus. Mit der Hacke bugsiert er den Ball ins Hamburger Tor und sorgt somit für die Bremer Führung.


Nach kurzer Schockstarre kam der HSV wieder zurück ins Spiel und wehrte sich gegen die Niederlage. In der 82. Minute gelang Ruud van Nistelrooy der Ausgleich. Nach einem schönen Pass von Zé Roberto musste der Holländer den Ball vom Elfmeterpunkt nur noch einschieben. Mehr war für die Gäste jedoch nicht drin. Das Spiel endete 1:1, Werder qualifizierte sich für die Champions League, der HSV ging leer aus.

Die Aufstellungen

Werder Bremen: Wiese - Fritz , Mertesacker , Naldo, Pasanen - Frings - Bargfrede , Borowski - Özil - Hugo Almeida , Pizarro
Trainer: Thomas Schaaf

Hamburger SV: Rost - Demel, J. Boateng, Mathijsen, Aogo - Jarolim, Zé Roberto - Trochowski, Pitroipa - van Nistelrooy , Petric 
Trainer: Ricardo Moniz
Ruuuuuuud: Gemeinsam mit Zé Roberto drückte er dem HSV seinen Stempel auf

Teure Umbrüche

Es war das letzte Spiel, in welchem beide um einen Top-Tabellenplatz kämpften. Doch woher dieser schnelle Wandel? 
Bremer verloren Özil an Real Madrid, Merstesacker zog es ein Jahr später nach London zum FC Arsenal. Im selben Jahr verließ auch Thorsten Frings die Werderaner, 2012 folgte Naldo. Das starke Team, welches sich Thomas Schaaf nach dem Meistertitel 2004 und dem folgenden Umbruch aufgebaut hatte, wurde auseinandergerissen. Dieser Umstand konnte nicht einmal ihn in Bremen halten.
Dem Hamburger Kader erging es ähnlich. Jerome Boateng wechselte zu Manchester City und riss ein Loch in die Hamburger Abwehr. Nach einer schwachen Folge-Saison folgte im Sommer 2011 der Totalverkauf. Es gingen mit Elia, Zé Roberto, van Nistelrooy und Mathijsen wichtige Leistungsträger. Bis heute haben sich die Rothosen nicht von diesem Ausverkauf erholt. 
Insgesamt sind die Zahlen erschreckend: von der damaligen Start-Elf der Bremer sind nur noch zwei im derzeitigen Kader, beim HSV sind es null. Zum Vergleich: der FC Bayern setzte am 34. Spieltag sechs Spieler ein, die heute noch im Team sind. Bei Borussia Dortmund sind es sogar sieben! Umbrüche müssen sein, aber zu welchem Preis? Das Risiko, danach schlechter zu sein als davor ist riesengroß. Teams wie der FC Schalke bekommen einen Kaderwechsel gut hin. Doch dass es auch schief gehen kann, das wird uns das Nordderby am Sonntag - trotz seiner hohen Prestigeträchtigkeit - erneut vor Augen führen.

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