Keinen Bock auf Bundesliga?

Vier Spiele bestritt Borussia Dortmund bisher in der Champions League. Die Bilanz: vier Siege, 13 Tore, ein Gegentor. Über die Leistung in der Bundesliga wird ohnehin viel geredet und die Statistiken dürften mittlerweile jedem bekannt sein. Einige sagen es läge am Flutlicht, die anderen meinen es sei das immerzu veränderte System. So richtig beweisen kann man es jedoch nicht. Neuer Denkansatz: Hat der BVB vielleicht einfach keinen Bock auf Bundesliga? Hier ein paar Gründe, weshalb Schwarzgelb sich lieber auf Europa fokussieren sollte.

Im Jahr 2013 war es soweit: der BVB war nach 1997 wieder im Finale der Königsklasse. Doch Liga-Konkurrent Bayern München war zu stark. Trotz der Siege in der Liga konnte die Borussia den Münchnern kein internationales Schnippchen schlagen. Gut anderthalb Jahre ist das Finale in Wembley her, doch das Blut ist geleckt. Sieben Spieler, die im Finale auf dem Feld standen, waren gegen Bayern, Hannover und "Gala" im Einsatz. Die beste Leistung - auch nach Bewertung - lieferten sie alle in der Champions League ab. Im Schnitt hat das Bundesliga-Team von Jürgen Klopp einen whoscored-Wert von 6,92. In der Champions League liegen die Schwarzgelben mit einem Wert von 7,60 auf Platz1! Vor Real Madrid, dem FC Porto und den Bayern. Und wie bei den Münchnern vor dem Titelgewinn 2013 ist der Wunsch nach dem Henkelpott umso größer, sobald man im Finale nur an ihm vorbeigeht. Wollen Reus, Kagawa und Co. also lieber den Pott als die Schale? Wer will das denn nicht?

Die Bundesliga-Saison dauert 34 Spieltage. Zehn sind gespielt, und dennoch ist der Sieger schon gekürt: die große Frage der diesjährigen Spielzeit ist lediglich das Datum, ab welchem der FC Bayern den Titel sicher hat - Weihnachten? Ostern? Dazwischen? Auch wenn die Borussia derzeit ganz unten steht, so hat jedoch niemand Zweifel an der Klasse der Mannschaft. Der Klassenerhalt sollte keine Diskussion sein, die Königsklasse aber ebenso nicht. Zehn Punkte beträgt der Abstand auf Platz 4.  Das Erreichen der Königsklasse via Bundesliga gleicht einer Herkulesaufgabe. Es gibt jedoch eine Chance, auch nächstes Jahr Champions League spielen zu können, ohne zu den Top 4 aufschließen zu müssen: das Turnier gewinnen! Natürlich scheint das mit Blick auf die Konkurrenz abwegig. Aber was ist abwegiger? Einige gute Leistungen in den kommenden neun Partien der Königsklasse? Oder ein Riesen-Lauf in den kommenden 24 Bundesliga-Spielen, gegen Konkurrenten in Top-Form?

Wer meint, dass dem BVB Fernsehgelder angesichts der Tabellensituation durch die Finger gehen, der irrt. Ein Rechenbeispiel: Angenommen Dortmund erreicht Platz 15, so erhält Schwarzgelb in der nächsten Saison Bundesliga-Gelder in Höhe von 33 Mio. Euro. Serienmeister Bayern München kommt bei Titelverteidigung auf 39 Millionen. 14 Plätze machen also lediglich 6 Millionen Differenz. 

Das sollte die Borussia verkraften können: Dank der großartigen Leistungen in der Champions League hat Dortmund bereits 12,6 Millionen Euro eingenommen! Pro Sieg kommt eine Million hinzu, das so gut wie sichere Achtelfinale bringt dreieinhalb und das Viertelfinale weitere vier Millionen.  Zudem führen die guten Platzierungen der Vorjahre zu einem minimalen Einbruch der TV-Einnahmen. Mit einem guten Lauf in Europa kann der BVB also selbst bei einem verpassten Titelgewinn hohe schwarze Zahlen schreiben.

Allgemein wird es natürlich schwer sein, Hochkaräter wie Reus zu halten, wenn man nicht in der Königsklasse mitspielt. Doch zumindest an ihn sollte man sich nicht klammern, sondern einen erneuten Umbruch zulassen. Klopp hat bereits bewiesen, dass er das kann. 

Die Chance, diese Saison Geld zu verdienen und das nächste Jahr ohne Europa und finanziell schadlos zu überwintern, ist da. Und wer weiß, vielleicht holt Borussia ja den Pott in den Pott.